Steinriegel – Verborgene Naturschätze des Taubertals

Steinriegel, lange Wälle aus  zusammengelesenen Steinen, prägen seit vielen Jahrhunderten markant das Landschaftsbild im Taubertal.

Ihre Entstehung geht vorwiegend auf ausgedehnte Weinbergsflächen des 16. Jahrhunderts zurück, obwohl sie auch bereits auf Darstellungen des Mittelalters in den Weinbergen von Röttingen deutlich zu erkennen sind.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Weinbau zunehmend aufgegeben. Die nachfolgende Nutzung der Flächen, als Streuobstwiese oder für Tierhaltung, wurde in den vergangenen Jahrzehnten weniger attraktiv.

Ohne menschliche Interaktion wachsen heute auf fast allen Steinriegeln Hecken und Bäume. Dies führt zu einer starken Veränderung des Landschaftsbildes und bedroht die offenen Steinriegel, die ein Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten sind.

Gegenwärtig sind sie nur noch an wenigen Orten als Zeugnisse historischer Weinbaulandschaften in Hanglagen zu finden.

Hier finden Sie unseren Projektflyer "Steinriegel – Verborgene Naturschätze des Taubertals" (1,3 MB)

Das Projekt Steinriegel in Tauberfranken

2023 wurden Steinriegel digital erfasst und ihr Zustand ausgewertet.

Das Untersuchungsgebiet beinhaltet über 750 Steinriegel in einem etwa 28 Quadratkilometer großen Landschaftsausschnitt des Taubertals und seiner Nebentäler im Süden des Landkreises Würzburg – in den Gemeinden Tauberrettersheim, Röttingen, Bieberehren und Aub.

Die Gesamtlänge der dokumentierten Steinriegel beträgt 46 Kilometer. Die Erfassung ergab, dass die Steinriegel in diesem Gebiet im Durchschnitt zwischen 30 und 100 Meter lang und 1,0 bis 1,5 Meter hoch sind. Außerdem sind sie überwiegend mit Gehölzen bewachsen und südwärts orientiert. Steinriegel genießen gesetzlichen Schutz und dürfen nicht entfernt werden.

Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit
Deutsche Landschaften GmbH und wurde gefördert über den
Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der
GlücksSpirale.

 




Informationsveranstaltung zu Ergebnissen des Projekts „Konzept zur dauerhaften Steinriegel- und Heckenpflege im Taubertal“

Um eine Grundlage für eine dauerhafte und nachhaltige Pflege der Steinriegel-Hecken zu schaffen, wurde das Projekt "Konzept zur dauerhaften Steinriegel- und Heckenpflege im Taubertal" ins Leben gerufen. Die Deutsche Landschaften GmbH als Projektpartner erfasste u. a. mit Luftbildern die linearen Steinriegel-Heckenstrukturen und erstellte einen Bewertungsbogen zum aktuellen Zustand der einzelnen Steinriegel-Heckenbereiche. Mithilfe dieser Fakten konnte ein passendes Pflegekonzept erarbeitet werden.

Am 21. März 2024 fand in Röttingen ein Öffentlichkeitstermin für alle Bürger der im Steinriegelprojekt anliegenden Gemeinden statt. Der Einladung des Landschaftspflegeverbandes in die "Alte Schule" nach Röttingen folgten Gemeindevertreter, Privatpersonen, darunter (Pflege)Landwirte sowie Mitarbeiter der höheren und unteren Naturschutzbehörde Würzburg. Mittels einer umfangreichen Präsentation stellte Hubert Marquart der Deutsche Landschaften GmbH die wichtigen Schritte und Ergebnisse zur Erarbeitung des Konzeptes für dauerhafte Pflege der Steinriegel und Hecken vor. Die Gelegenheit für Fragen an die Behördenvertreter und zum Austausch zwischen den Beteiligten wurde intensiv genutzt.

Anschließend konnten zusammen mit Landrat Thomas Eberth alle Interessierten im Gelände im Affental in den Gemarkungen Aufstetten / Bieberehren die Erstpflege von Grundstücken begutachten, die der LPV Würzburg im zurückliegenden Winter durchgeführt hatte. Dabei wurden u. a. mehrere völlig verbuschte Steinriegel von Gehölzen freigestellt. Frisch gepflegte Flächen sehen direkt im Anschluss an Entbuschungen zwar oft gewöhnungsbedürftig aus, tragen zukünftig aber bei zu einem optimalen Zustand eines Mosaiks aus unterschiedlich bewachsenen Steinriegeln und wirken damit sehr positiv auf die Lebensräume von spezialisierten Arten. Unter den Teilnehmenden waren ortsansässige Beweider, die Interesse an einer Beweidung der freigestellten Flächen signalisierten, was sehr relevant für eine nachhaltige weitere Pflege ist. Ähnliches gilt für die Verwendung des durch die Pflege anfallenden Materials, z. B. für eine energetische Nutzung, an der v. a. Kommunen Interesse zeigen. Dies alles wurde anschaulich vermittelt und weitere Fragen insbesondere zur praktischen Durchführung und zur Veränderung des Kleinklimas der freigestellten Steinriegel diskutiert. Für alle Beteiligten war es eine gelungene Veranstaltung.

Ein eigens erstellter Flyer zu Steinriegeln als "Verborgene Schätze des Taubertals" wurde zur Mitnahme bereitgestellt und soll die Bevölkerung und auch Landwirte / Grundeigentümer über den besonderen Lebensraum und die vorkommende Flora und Fauna informieren sowie Kontaktaufnahmen von regionalen Akteuren zum LPV fördern. Der Flyer liegt nun auch in den Gemeinden des Projektgebiets aus und ist ebenso hier als PdF-Datei abrufbar.

Gefördert über den Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der GlücksSpirale

Die Fotos stammen von J. Walther - vielen Dank!









Lebensraum Steinriegel

Steinriegel bieten – je nach Lage und Bewuchs – wertvolle Habitate für viele seltene Pflanzen und Tiere.

Wärmeliebende und konkurrenzschwache Arten finden auf offenen, sonnenexponierten Steinriegeln ideale Lebensbedingungen.

Diese beherbergen kleinwüchsige, trockenresistente oder wasserspeichernde Pflanzen, wie Trauben-Gamander, Wimper-Perlgras, Flaches Rispengras oder Mauerpfeffer, sowie lichtbedürftige Moose und Flechten direkt auf den Kalksteinen. Die häufigsten Gehölze und Bäume auf den Steinriegeln des Taubertals sind u. a. Gewöhnlicher Liguster, Schwarzdorn, Blutroter Hartriegel, Eingriffiger Weißdorn oder die Sal-Weide.

Charakteristische, wärmebedürftige Tiere wie Zauneidechse, Schlingnatter, Schmetterlingshaft oder die Weiße Turmschnecke bewohnen diese Gebiete. Wenn Steinriegel von Gehölzen bewachsen werden, ändern sich die lokalen klimatischen Bedingungen. Hecken und wärmetolerante Bäume sorgen für Beschattung, eine höhere Luftfeuchte und verminderte Temperaturschwankungen. Sie bieten dabei vielen weiteren Tierarten Schutz, Deckung und Möglichkeiten zur Nahrungssuche, beispielsweise dem Neuntöter oder Wendehals.




Idealzustand für Flora und Fauna

Ein optimaler Zustand des Gebiets wäre eine Landschaft aus offenen, teilbewachsenen und von Gehölzen besetzten Steinriegeln, wodurch ein vielseitiges Mosaik aus stark besonnten, teilbeschatteten und schattigen Bereichen entsteht.

Zurzeit sind die offenen Steinriegel unterrepräsentiert, durch zunehmende Verbuschung sogar regelrecht bedroht. Entbuschungsmaßnahmen helfen, diese freizulegen und Gehölzwachstum zu mindern.

Empfehlenswert ist es, zunächst Steinriegel mit südlicher Ausrichtung zu öffnen. Besonders diese südlich ausgerichteten Strukturen bieten bei guter Besonnung bis hin zu leichter Beschattung ideale Lebensräume für Reptilien, Insekten und Flechten. Darüber hinaus sollen größere, die Landschaft prägende Solitärbäume, wie Eiche oder Walnuss, und vereinzelte Sträucher, wie Holunder oder Weißdorn, beibehalten werden. Sie dienen unseren nachtaktiven Fledermäusen als wichtige Orientierungspunkte.

Außerdem bieten die Gehölze Balz- und Ausspähpunkte für Vögel wie den Neuntöter, die Heckenbraunelle oder den Baumpieper und dienen Eidechsen als Kletterbereiche. Auch Segelfalter nutzen die bodennahen Sträucher zur Eiablage.




Pflegemaßnahmen und Erhaltung

Um die Steinriegel nachhaltig sichtbar zu halten, sind bestimmte Pflegemaßnahmen unerlässlich.

Einen einmal entbuschten Steinriegel unbearbeitet zu lassen, führt dazu, dass er innerhalb weniger Jahre wieder von Gehölzen und Bäumen bewachsen wird. Es gibt drei Methoden, um die optimale Kombination von unterschiedlich bewachsenen Steinriegeln zu erhalten:

1) Beweidung 
Kletterfreudige Tiere, die auch holzigen Aufwuchs verbeißen, sind ideale Pflegehelfer. Geeignet sind beispielsweise Deutsche Ziegen oder Hochlandrinder.

2) Maschinelle Entbuschung
Regelmäßige Entbuschung ist alle 5 bis 10 Jahre erforderlich.

3) Manuelle Pflege
Um ein effektives Zurückdrängen von Gehölzen zu gewährleisten, ist es notwendig, die Stockausschläge in den ersten Jahren nach der Freistellung zu reduzieren.

In Zusammenarbeit mit ortsansässigen Landwirten oder Forstunternehmen kann der Gehölzschnitt in Hackschnitzel umgewandelt und sinnvoll weiterverwendet werden.




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